Die Energiewende ist mehr als ein politisches Projekt – sie ist ein globaler Wirtschaftsmotor, der die nächsten 20 Jahre bestimmen wird. Der Übergang zu erneuerbaren Energien, der Aufbau klimafreundlicher Infrastrukturen und die Sicherung strategischer Ressourcen verändern ganze Branchen. Analysten von Wood Mackenzie erwarten allein für den globalen Basismetall-Bergbau Investitionen von rund 1,7 Billionen US-Dollar in den kommenden 15 Jahren. Denn ohne eine massive Ausweitung der Metallproduktion wird die Energiewende nicht gelingen.

Rohstoffe als Gewinner der grünen Revolution

Ob Windräder, E-Autos oder Solarpanels – all das braucht riesige Mengen an Metallen. Lithium mag der bekannteste Rohstoff sein, doch Kupfer, Nickel, Silber und seltene Erden stehen ihm in wirtschaftlicher Bedeutung längst nicht mehr nach. Die Nachfrage nach diesen Metallen steigt exponentiell, während die verfügbare Fördermenge stagniert.

Schon heute zeigt sich, wie teuer ein unkontrollierter Klimawandel werden könnte: Laut einer Studie von Deloitte droht allein der Asien-Pazifik-Region bis 2070 ein wirtschaftlicher Schaden von bis zu 96 Billionen US-Dollar, falls keine wirksamen Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Umgekehrt könnte eine erfolgreiche Dekarbonisierung bis zu 47 Billionen US-Dollar an zusätzlichem Wachstum freisetzen – ein enormer Anreiz für Politik und Wirtschaft weltweit.

Warum China das Tempo vorgibt – und Europa aufholt

China bleibt der unangefochtene Motor der globalen Energiewende. Allein im Jahr 2023 brachte das Land rund 200 Gigawatt an neuer Leistung aus Solar-, Wind- und Wasserkraft ans Netz – ein Zuwachs von fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2024 setzte China mit einem Rekordtempo noch einen drauf: Nach Angaben der National Energy Administration wurden insgesamt rund 277 Gigawatt neue Solar- und Windenergie installiert, wodurch das Land sein Ausbauziel für 2030 bereits sechs Jahre früher erreichte. Laut der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) müsste der weltweite Ausbau bis 2030 dennoch mindestens verdreifacht werden, um das 1,5‑Grad‑Ziel zu halten – das entspricht einem jährlichen Zubau von etwa 1.000 Gigawatt neuer Leistung, also mehr als dem Dreifachen des bisherigen Rekords aus 2022.

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All diese Projekte brauchen eines: Metalle. Und genau hier liegt das Potenzial für Anleger. Denn die Welt steht vor einem strukturellen Angebotsdefizit. Kupfer, Nickel, Lithium oder Kobalt – sie alle sind knapp, teuer in der Förderung und zunehmend geopolitisch umkämpft.

Versorgungslücken und neue Machtverhältnisse – das Problem der Abhängigkeit

Ein Blick auf die Produktionsketten zeigt: Die Abhängigkeit von wenigen Förderländern ist enorm. China dominiert beispielsweise 35% der globalen Nickelverarbeitung, 50 bis 70% der Raffination von Lithium und Kobalt und rund 90% des Marktes für seltene Erden. Das schafft politische und wirtschaftliche Risiken – und gleichzeitig Chancen für Anleger, die frühzeitig auf alternative Lieferketten und westliche Rohstoffprojekte setzen.

Die EU hat darauf reagiert und die Zahl der strategischen Metalle mittlerweile auf 30 erhöht. Diese gelten als kritisch, weil sie aus wenigen Ländern stammen, kaum recycelt werden können und für Zukunftstechnologien wie Elektromobilität oder Windkraft unverzichtbar sind.

Der neue Goldrausch beginnt im Boden

Erschwerend kommt hinzu, dass die leicht zugänglichen Lagerstätten vieler Rohstoffe schon weitgehend erschöpft sind. Neue Vorkommen liegen tiefer, erfordern mehr Energie und strengere Umweltauflagen – das treibt die Kosten hoch. Gleichzeitig wächst der Druck, nachhaltiger zu fördern.

Doch genau darin liegt das Anlagepotenzial: Unternehmen, die von diesem Transformationsprozess profitieren – sei es in der Förderung, im Recycling oder in der Technologieentwicklung – können zu den größten Gewinnern der kommenden Dekade werden.

Fazit: Mit der Energiewende verdienen – wer jetzt investiert, profitiert

Die Energiewende ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein struktureller Megazyklus, der Rohstoffe zu den Treibern der nächsten Börsenjahre macht. Kupfer, Nickel, Silber, Lithium und seltene Erden werden zunehmend zu den Rohstoffen der Zukunft, während die Nachfrage kontinuierlich steigt.

Wer sich frühzeitig positioniert – ob über Minenaktien, Rohstoff-ETFs oder Industrie-ETFs mit Fokus auf erneuerbare Energien – kann von dieser Entwicklung massiv profitieren. Die grüne Transformation braucht Metalle. Und wer die Metalle besitzt, besitzt auch den Schlüssel zur globalen Energiezukunft.

Miriam Kraus
Die selbstständige Finanzanalystin Miriam Kraus hat sich in den vergangenen 15 Jahren in der Branche einen Namen gemacht. Auftraggeber wie Banken und Investmentgesellschaften sind immer wieder beeindruckt von ihren akribisch recherchierten Berichten. Dabei hat sie sich weitreichende Börsenkenntnisse angeeignet, insbesondere in ihren Spezialgebieten Osteuropa-Aktien, Emerging Markets, Devisen- und Rohstoffmärkte.