Die Rückkehr der starken Seehandelszyklen
Während viele Anleger auf Tech-Aktien und Künstliche Intelligenz blicken, erlebt ein alter Wirtschaftsmotor gerade seine Renaissance: die Schifffahrt. Nach Jahren der Volatilität steigen die Frachtraten wieder deutlich – sowohl bei Tankern als auch im Trockenschüttgutbereich. Getrieben von geopolitischen Verschiebungen, alternden Flotten und einer wachsenden Rohstoffnachfrage, segelt die Branche in eine Phase nachhaltiger Stärke.
Tanker im Aufwind – Geopolitik als Preistreiber
Der globale Tankermarkt zeigt sich 2025 robuster denn je. Trotz hoher Dynamik bleiben die Tagessätze auf profitablen Niveaus. Die geopolitische Lage – insbesondere der anhaltende Konflikt in Osteuropa – zwingt viele Länder, Öl und Ölprodukte über längere Seewege zu beziehen. Die EU importiert zunehmend aus den USA und den Golfstaaten, während Asien seine Raffineriekapazitäten massiv ausbaut. Längere Transportdistanzen bedeuten: mehr Umsatz pro Schiff.
Gleichzeitig bleibt das Angebot knapp. Neue Schiffsbauten kommen nur schleppend auf den Markt, während viele ältere Tanker in den kommenden Jahren ausgemustert werden. Strengere Umweltauflagen beschleunigen diesen Trend. Das Ergebnis: Ein strukturell enger Markt mit klarer Aufwärtstendenz bei den Frachtraten.
Comeback des Tankermarkts – August als Wendepunkt
Im August 2025 kam es zum spürbaren Wiederaufschwung:
- Suezmax-Raten: +34 % im Monatsvergleich
- VLCCs (Very Large Crude Carriers): +19 %
- Aframax-Tanker: +23 %
Die Kombination aus neuen OPEC+-Förderanpassungen, steigender US-Exportaktivität und geopolitischen Umlenkungen verlängert die Seerouten erheblich. Jeder zusätzliche Seemeilen-Kilometer bedeutet höhere Erträge – besonders für Betreiber mit moderner, effizienter Flotte wie International Seaways oder Scorpio Tankers.
Produktentanker: Trendwende in Sicht
Während Rohöltanker schon stark profitieren, zeigen auch Produktentanker (Clean Tankers) Anzeichen einer Erholung. Die Raffinerien weltweit arbeiten wieder auf Rekordniveau – im Sommer 2025 erreichte die globale Kapazitätsauslastung mit über 85 Millionen Barrel pro Tag ein Allzeithoch.
Insbesondere Exporte aus dem Nahen Osten und gestiegene europäische Importe von Düsentreibstoff treiben die Nachfrage nach Transportkapazitäten.
Zwar sorgen saisonale Wartungsphasen im Herbst für kurzfristige Dämpfer, doch Experten wie Gibson und die IEA erwarten zum Jahresende eine kräftige Erholung – getrieben von winterlicher Nachfrage und sinkenden Lagerbeständen.
Alternde Flotten – Der unsichtbare Engpass
Ein oft übersehener Faktor: Die Weltflotte altert rapide. Während die Zahl neuer Tankerbestellungen seit 2020 stagniert, steigt der Anteil der über 20 Jahre alten Schiffe stark an – von rund 4 % (2020) auf voraussichtlich über 30 % bis 2028. Das bedeutet: weniger verfügbare Kapazität, steigende Raten und höhere Eintrittsbarrieren für Wettbewerber.
Unternehmen mit jungen Flotten, wie International Seaways oder Scorpio Tankers, profitieren hier doppelt – sie sind effizienter und müssen weniger Kapital in Neubauten investieren.
Dry Bulk auf Wachstumskurs – Der Baltic Dry Index zieht an
Auch im Bereich der Trockenschüttgüter (Dry Bulk) zeigen die Signale klar nach oben. Der Baltic Dry Index (BDI) – ein wichtiger Frühindikator für die globale Handelsaktivität – steigt seit Jahresbeginn stetig an. Steigende brasilianische Exporte, wachsende chinesische Rohstoffimporte und neue Infrastrukturprojekte sorgen für volle Auftragsbücher bei Reedereien wie Genco Shipping.
Der weltweite Dry-Bulk-Markt soll laut Prognosen bis 2029 auf über 15 Milliarden US-Dollar anwachsen – ein jährliches Wachstum von rund 6 %. Besonders die Nachfrage nach Eisenerz, Kohle, Getreide und Düngemitteln bleibt stabil hoch.
Fazit – Rückenwind für Schiffsaktien
Die Zeichen stehen auf Expansion:
- Tanker: strukturell enge Angebotslage, geopolitisch verlängerte Routen, steigende Frachtraten
- Dry Bulk: wachsende Nachfrage aus Asien und neue Förderprojekte weltweit
- Flottenstruktur: alterndes Schiffsangebot schafft Preissetzungsmacht
Anleger, die frühzeitig auf Qualitätsreedereien gesetzt haben, sehen bereits zweistellige Kurszuwächse – und werden zusätzlich mit attraktiven Dividenden belohnt.
2025 markiert die Rückkehr des maritimen Zyklus – und wer jetzt an Bord ist, segelt mit kräftigem Rückenwind in ein starkes 2026.






















