Rio Tinto hat mit der Aussetzung des Jadar-Lithiumprojekts für einen Paukenschlag gesorgt. Nach jahrelangen Verzögerungen und wiederholten Rückschlägen wird die Entwicklung der serbischen Lagerstätte vorerst gestoppt. Das Unternehmen verfolgt nun eine Strategie der Kostenreduktion und Priorisierung anderer Standorte.
Ein ambitioniertes Rohstoffprojekt stoppt abrupt
Mit dem Jadar-Projekt wollte der Konzern erstmals eines der größten europäischen Lithiumvorkommen erschließen. Ursprünglich galt das Ziel, ab 2027 jährlich 58.000 Tonnen Lithiumcarbonat herzustellen – ein Volumen, das beinahe den aktuellen Bedarf Europas decken würde. Die Erwartungen in eine europäische Unabhängigkeit bei Batterierohstoffen waren entsprechend hoch.
Widerstand und Regulierung als Bremsfaktoren
Doch schon seit der ersten Entdeckung 2004 war Jadar umkämpft: Neue Genehmigungsanforderungen, politische Unsicherheiten und massive Protestbewegungen aus der Bevölkerung sorgten für wiederkehrende Verzögerungen. Anfang 2022 entzog die Regierung dem Projekt die nötigen Lizenzen, eine Wiederaufnahme 2024 verlief erneut im Sand.
Kosten und Marktveränderungen als zusätzliche Hürden
Die Kosten des Projekts stiegen zuletzt deutlich an, unter anderem wegen verschärfter Umwelt- und Sozialstandards in der EU. Gleichzeitig sind die internationalen Lithiumpreise seit 2022 eingebrochen, was die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens weiter in Frage stellt.
Folgen für die europäische Rohstoffstrategie
Mit dem Projektstopp verliert Europa einen möglichen Schlüssel zu mehr Autarkie bei Batteriemetallen. Obwohl die EU Jadar erst im Juni 2024 offiziell als strategisches Vorhaben eingestuft hatte, rücken jetzt andere Lösungen wie Recycling oder der Import aus Südamerika wieder in den Vordergrund.
Konzernstrategie: Fokus auf Südamerika
Rio Tinto richtet unter dem neuen CEO Simon Trott seine Aufmerksamkeit stärker auf rentable, kurzfristig realisierbare Projekte in Südamerika – zum Beispiel die große Rincon-Lagerstätte in Argentinien. Der Rückzug aus Serbien ist Teil eines umfassenden Bestrebens, die Organisation zu verschlanken und Kapital effizienter einzusetzen.
Abwarten statt völliger Aufgabe
Rio Tinto hat angekündigt, das Jadar-Projekt zwar einzufrieren, aber nicht endgültig aufzugeben. Sollte sich das regulatorische Umfeld eines Tages verbessern, könnte eine Wiederaufnahme möglich sein. Bis dahin steht der strategische Rohstoffzugang für Europa weiterhin auf wackeligen Füßen.























