Kupfer ist das Rückgrat moderner Elektrizität. Mit seinen einzigartigen Eigenschaften – optimale Leitfähigkeit, Haltbarkeit, Verformbarkeit und Korrosionsbeständigkeit – ist Kupfer in praktisch jeder grünen Technologie unverzichtbar. Ob Photovoltaikanlage, Windkraftanlage, Stromnetz oder Elektroauto: Überall ist Kupfer das Material der Wahl.
Die vier Nachfragetreiber: Warum die Kupfernachfrage explodiert
Die Nachfrage nach Kupfer wird von vier strukturellen Megatrends angetrieben – und jeder einzelne reicht aus, den Markt grundlegend zu transformieren:
- Elektromobilität: Der Kupfer-Turbocharged Sektor
Ein Elektroauto benötigt durchschnittlich 70 bis 85 Kilogramm Kupfer – das ist das 3- bis 4-Fache der Menge, die in einem Verbrennungsmotor verbaut ist (20-25 kg). Die Hälfte davon steckt allein im Akku, der Rest in Elektromotoren, Hochvolt-Bordnetzen und Leistungselektronik. Trotz der Konjunkturabkühlung in China bleibt die Elektrifizierung des Verkehrs ein langfristiger Megatrend. Jedes zusätzliche E-Auto auf der Straße bedeutet massiv höherer Kupferverbrauch.
- Stromnetze und Infrastruktur: Fünffacher Anstieg bis 2050
Die Kupfernachfrage in modernen Stromnetzen wird bis 2050 um etwa das Fünffache ansteigen. Dank seiner unübertroffenen elektrischen Leitfähigkeit wird Kupfer großflächig in Stromverteilung, Transformatoren und unterirdischen sowie unterseeischen Leitungen eingesetzt. Mit der globalen Elektrifizierung und dem Ausbau intelligenter Grids entsteht ein exponentielles Nachfragewachstum.
- Solar- und Windkraft: Der Kupfer-Hunger der Erneuerbaren
Solaranlagen benötigen deutlich mehr Kupfer als Gas- oder Kohlekraftwerke, Offshore-Windkraftanlagen sogar das Fünffache pro Megawatt Leistung. Mit dem rasanten Ausbau erneuerbarer Energien weltweit – insbesondere in China mit 200 Gigawatt Zuwachs 2023 – wächst die Kupfernachfrage kontinuierlich. Allein für den Ausbau erneuerbarer Energien wird bis 2040 ein zusätzlicher Kupferbedarf von 5,6 Millionen Tonnen erwartet – ein Fünftel des heutigen weltweiten Verbrauchs.
- Künstliche Intelligenz und Datenzentren: Ein neuer Kupfer-Megatrend
Ein oft übersehener Nachfragetreiber ist der KI-Boom. Rechenzentren sind „unglaublich abhängig” von Kupfer – nicht nur für die Infrastruktur selbst, sondern besonders für die Verbindungen zum Stromnetz und die Notstromaggregate. Mit dem exponentiellen Wachstum von KI-Anwendungen entsteht zusätzliche Kupfernachfrage im Millionen-Tonnen-Bereich.
Die Nachfragegiganten: Kupfer braucht die Welt wie nie zuvor
Diese Faktoren führen zu einer beispiellosen Nachfragesteigerung. Die weltweite Kupfernachfrage lag 2024 bei etwa 27 Millionen Tonnen. Bis 2035 wird sie auf 33 bis 50 Millionen Tonnen ansteigen – je nach Szenario. Bergbau-Gigant BHP rechnet bis 2050 mit einem Anstieg um 70 Prozent auf 50 Millionen Tonnen pro Jahr.
Das große Problem: Angebot verliert dramatisch an Tempo
Während die Nachfrage explodiert, gerät das Angebot unter massiven Druck:
Sinkende Erzqualität: Der stille Feind der Produktion
Die leicht zugänglichen, hochgradigen Kupfervorkommen sind längst ausgebeutet. Der durchschnittliche Kupfergehalt im Gestein ist seit 1900 auf ein Viertel gesunken – von etwa 2% auf heute 0,5% Kupfer pro Tonne Gestein. Das bedeutet: Um die gleiche Menge Kupfer zu gewinnen, muss heute vier Mal so viel Gestein verarbeitet werden. Die Kosten explodieren, die Effizienz sinkt.
Alte Minen in Agonie: Ein Drittel der Produktion unter Druck
Laut BHP werden zwischen einem Drittel und der Hälfte der weltweiten Kupferminen bis 2035 mit Qualitätseinbußen und Überalterungsproblemen kämpfen. Die bestehenden Minen werden 2035 etwa 15% weniger Kupfer produzieren als heute – trotz Erhaltungsinvestitionen.
Die Greenfield-Pipeline ist kollabiert
Von den 30 größten unerschlossenen Kupferprojekte weltweit weisen über 20 ein durchgehendes Muster von Verzögerungen auf – seit 2014. Neue Bergbauprojekte brauchen 10–15 Jahre bis zur Produktion.
Das Angebotsdefizit der Dekade: Die Mathematik wird brutal
Die IEA rechnet mit einem Angebotsdefizit von etwa 30 Prozent bis 2035. Im Jahr 2025 schrumpfte der Angebotsüberschuss von 300.000 Tonnen auf nur noch 178.000 Tonnen – eine dramatische Reduktion. Für 2026 wird bereits mit einem Angebotsdefizit gerechnet.
Geopolitische Konzentration: Südamerika als Engpass
Mehr als die Hälfte der weltweiten Kupferproduktion kommt aus politisch instabilen Ländern. Chile und Peru allein liefern etwa 40 % der globalen Kupferförderung. China dominiert inzwischen fast die Hälfte der globalen Kupferraffinerie – ein geopolitisches Risiko.
Das Investment-Fazit: Kupfer ist der schlafende Riese
Die Mathematik ist unerbittlich: Massiv steigende Nachfrage trifft auf ein kollabierendes Angebot. Wer sich frühzeitig in Kupferproduzenten, Kupfer-ETFs oder physischem Kupfer positioniert, könnte von einer der größten Rohstoff-Rallys der kommenden zwei Jahrzehnte profitieren.























