Ein politischer Paukenschlag mit globaler Wirkung: Am 8. Juli 2025 kündigte US-Präsident Donald J. Trump überraschend an, dass ab dem 1. August 2025 auf Kupferwerkstoffe und -produkte Importzölle von 50 % erhoben werden. Ende Juli folgte die formale Unterzeichnung der Verordnung – ein Schritt, der zwar im Kontext der protektionistischen Wirtschaftspolitik erwartet worden war, in seiner Härte und Schnelligkeit aber selbst Branchenkenner überraschte.

Was dann geschah, war ein Musterbeispiel für wirtschaftliche Kettenreaktionen: Kupferpreise schossen in die Höhe, Händler räumten Lager, globale Lieferketten gerieten unter Druck – und die Auswirkungen reichen weit über den Metallsektor hinaus.

Der Auslöser: Kupfer als „strategisches Material“

Die US-Regierung begründet die Zölle mit nationalen Sicherheitsinteressen. Kupfer sei „essenziell für Verteidigungssysteme, Infrastruktur und Industrie“ – eine Begründung, die an frühere Maßnahmen bei Stahl und Aluminium erinnert.

Betroffen sind vor allem Halbzeuge und intensive Kupferderivate wie Drähte, Kabel, Bleche und Komponenten. Rohkupfer, Erze und Altmetall (Scrap) sind bislang ausgenommen, was darauf hindeutet, dass die Maßnahme gezielt auf den industriellen Mittelbau der Lieferkette zielt.

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Die USA sind derzeit zu rund 45 % vom Kupferimport abhängig – bei gleichzeitig schwacher eigener Raffinier- und Verarbeitungskapazität. Das macht den Schritt riskant, aber politisch kalkuliert.

Marktschock und Preisreaktion

Kaum war die Ankündigung publik, reagierten die Märkte nervös:

  • Der US-Kupferpreis (COMEX) sprang auf 5,88 US$ pro Pfund bzw. 12.991 US$ je Tonne.
  • Zum Vergleich: Der LME-Kupferpreis lag zum Zeitpunkt des COMEX-Hochs bei 10.000 US$ pro Tonne (London Metal Exchange).
  • Daraus resultierte ein Aufschlag von rund 30 % für den US-Markt.
  • Aktuell liegt der US-Preis bei rund 5,08 US$ pro Pfund bzw. $11.256 pro Tonne (Stand: 11. November 2025). Der LME-Kupferpreis steht bei rund 10.800 US$ je Tonne (Stand: 10. November 2025).
  • Damit ergibt sich ein Preisaufschlag von aktuell rund 4 – 5 % für den US-Markt – ein Aufschlag, der durch Arbitragegeschäfte, Logistikengpässe und Zollspekulationen aber weiter steigen dürfte.

Parallel dazu stiegen die US-Lagerbestände auf den höchsten Stand seit 2014, da Importeure im Vorfeld der Zölle ihre Vorräte massiv aufstockten. In Europa und Asien dagegen sanken die Bestände – ein klares Zeichen für Verschiebungen in den globalen Lieferströmen.

Industrie unter Druck – wer verliert, wer gewinnt

Die wirtschaftlichen Folgen sind komplex:

Verlierer

  • Auto-, Elektronik- und Versorgungsindustrie: Kupfer ist unverzichtbar für Elektromotoren, Leiterplatten, Kabel, Generatoren und Batterien. Höhere Importpreise erhöhen die Produktionskosten und damit den Inflationsdruck.
  • Exportnationen wie Chile, Kanada oder Mexiko: Sie müssen mit Umsatzverlusten rechnen, wenn ihre Produkte in den USA teurer werden.

Profiteure

  • US-Kupferproduzenten und Recyclingfirmen: Der Zoll schafft Wettbewerbsvorteile gegenüber Importware und könnte Investitionen in neue Produktionsstätten anstoßen.
  • Unternehmen mit lokaler Wertschöpfung: Wer bereits inländische Lieferketten aufgebaut hat, profitiert von stabileren Kostenstrukturen.

Strategische Konsequenzen: Unabhängigkeit auf Zeit?

Die Zölle sollen die USA unabhängiger machen – doch echte Autarkie ist kurzfristig unrealistisch. Neue Minenprojekte dauern 15 bis 20 Jahre, Raffinerien mindestens 3 bis 5 Jahre. Damit bleibt die Importabhängigkeit mittelfristig bestehen. Zudem verschärft sich der globale Wettbewerb um Kupfer, das wegen der Energiewende, E-Mobilität und Digitalisierung ohnehin stark nachgefragt ist.

Langfristig könnte die Maßnahme aber eine Renaissance der heimischen Metallverarbeitung auslösen – sofern Unternehmen bereit sind, in teure und langwierige Projekte zu investieren.

Fazit: Zwischen Zollschock und Zukunftschance

Trumps 50%-Kupferzölle markieren einen Wendepunkt im globalen Rohstoffhandel. Kurzfristig treiben sie Preise, Inflation und Unsicherheit in den USA – langfristig könnten sie jedoch den Anstoß für eine Reindustrialisierung der Kupferverarbeitung geben.

Der Markt bleibt vorerst fragmentiert:

  • US-Kupfer teurer, globaler Handel angespannt,
  • Investoren wittern Chancen bei inländischen Produzenten,
  • Industrien kämpfen mit Margendruck und Planungsrisiken.

Eines steht fest: Kupfer ist nicht mehr nur ein Industriemetall – es ist zum geopolitischen Faktor geworden. Und wer seine Versorgung strategisch sichert, gewinnt mehr als nur Preisvorteile – er sichert sich Zukunftsfähigkeit in einer Ära der neuen Rohstoffnationalismen.

Alexander Hirschler
Alex ist studierter Betriebswirt. Er hat sich schon sehr früh für Finanzthemen interessiert und eine große Leidenschaft für die Börse entwickelt. Daraus ist eine Berufung geworden. Seit 2016 schreibt er fundierte Aktienanalysen mit dem Ziel, Anlegern eine Hilfestellung bei ihren Investmententscheidungen zu geben. Finde Alex auf Xing