Ein Markt, der kippt
Die Weltwirtschaft steht an einem Wendepunkt: geopolitische Risiken, Machtverschiebungen in Washington und ein zunehmend fragiles Wachstum prägen das Bild. Doch hinter all der Unsicherheit formt sich ein Szenario, das für Anleger historische Chancen bereithält. Der Kurswechsel der US-Notenbank wirkt wie der Startschuss eines neuen, riskanten, aber potenziell extrem lukrativen Marktzyklus.
Im Folgenden geht es darum, welche Konsequenzen sich aus der Wiederaufnahme des Zinslockerungszyklus ergeben – und warum wir gerade Zeugen eines geldpolitischen Paradigmenwechsels werden.
Ein Zinssenkungszyklus mit eingebauter Inflationsgefahr
Die Fed hat die Zinsen Mitte September und Ende Oktober um insgesamt 50 Basispunkte gesenkt. Ein weiterer Zinsschritt am 10. Dezember ist sehr wahrscheinlich. Das Signal ist klar: Die wirtschaftliche Dynamik lässt nach, und die Zentralbank fühlt sich gezwungen zu handeln.
Jerome Powell betonte, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften schwächer werde und das Beschäftigungswachstum nicht ausreiche, um die Arbeitslosigkeit stabil zu halten. Damit hat er indirekt angedeutet, dass die Fed ihr Mandat am Arbeitsmarkt ohne Lockerung kaum erfüllen kann.
Gleichzeitig ist die Inflation jedoch keineswegs besiegt: Der wichtigste Fed-Indikator – der Core PCE Deflator – lag im August weiterhin rund einen Prozentpunkt über dem Zielwert. Seither gab es aufgrund des Regierungs-Shutdowns keine weiteren Daten. Das führt zu einer paradoxen Situation:
Die Fed hat einen Zinssenkungszyklus begonnen, während die Inflation wieder anzieht.
Die Fed Funds Futures zeigen: Der Markt glaubt nicht an extreme Zinssenkungen – bei etwa 3 % ab 2027 scheint ein Boden erreicht. Dies würde Zinsen nahe der Inflationsrate bedeuten und macht die Rückkehr zu 2 % Inflation nahezu unmöglich.
Trump, Miran und der Kampf um die langfristigen Zinsen
Ein besonders spannender Punkt: Im Dot-Plot der September-Sitzung der Fed tauchte ein klarer Ausreißer auf – ein FOMC-Mitglied erwartet Zinsen unter 3 % bis Jahresende. Sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei um Stephen Miran, Trumps Kandidaten für den Fed-Vorsitz.
Weshalb das wichtig ist?
Miran brachte zuvor das selten erwähnte dritte Fed-Mandat ins Spiel: moderate langfristige Zinssätze.
Dieses Signal ist eindeutig:
Die Trump-Administration möchte nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Zinsen drücken – selbst wenn die Inflation hoch bleibt. Das würde bedeuten:
- potenziell erneute QE-Programme, die nach dem Ende von QT zum 01. Dezember schon bald in Kraft treten könnten
- Absenkung langlaufender Renditen
- Stimulierung des Immobilienmarkts und der Industrie
- höhere Inflation durch Ausweitung der Geldmenge
Der Unterschied zu der Zeit nach der Finanzkrise ist folgender:
Damals war Globalisierung deflationär, Energie billig und Fachkräfte verfügbar. Heute hingegen:
- De-Globalisierung erhöht strukturell die Kosten
- US-Schieferöl stagniert
- Arbeitskräftemangel verschärft sich durch Migrationspolitik
- KI verändert Jobprofile, aber erzeugt neue Unsicherheiten
Die Konsequenzen: Ein Markt mit Null-Fehlertoleranz
Wenn Regierung und die Fed Wachstum „um jeden Preis“ priorisieren, steigt das Risiko:
- Stagflation wird wahrscheinlicher
Wachstum und Inflation ist schwierig genug – aber Wachstum ohne reale Produktivität führt schnell in die Falle.
- Vermögenspreisinflation statt realem Wohlstand
Aktien, Immobilien, Rohstoffe steigen – aber reale Löhne und Kaufkraft könnten stagnieren.
- Anleger müssen Inflationsschutz neu gewichten
Energie, Rohstoffe und Value-Titel bekommen Rückenwind, während Growth-Aktien unter Bewertungsdruck geraten können.
Welche Sektoren profitieren am meisten?
Die politischen und geldpolitischen Signale begünstigen besonders:
Gold und Silber
Inflationsschutz, geopolitische Absicherung, Nachfrageanstieg von Zentralbanken.
Rohstoffwerte und Bergbau
Unterbewertet, hohe Preissetzungsmacht, knappes Angebot.
Energie-Aktien
Profitieren von geopolitischen Spannungen und struktureller Unterinvestition.
Value-Aktien mit stabilen Cashflows
Günstig bewertet, profitieren von realen Vermögenswerten und Dividenden.
Günstige Wettbewerber im Wachstumsschattensystem
Wachstumstitel wie Big Tech könnten sich halten – aber neue Kapitalströme wandern zunehmend in „vernachlässigte“ Sektoren.
Fazit – Die neue Realität nutzen
Wir bewegen uns in ein neues wirtschaftliches Zeitalter:
Inflation wird toleriert, Wachstum wird erzwungen, Politik bestimmt Märkte stärker denn je.
Für Anleger bedeutet das:
- Risiko und Chance steigen gleichzeitig.
- Value schlägt wieder Growth.
- Rohstoffe, Energie und Edelmetalle werden zu den strategischen Gewinnern.
- Die Zeit für Inflationsschutz ist jetzt, nicht erst bei steigenden Preisen.
- Wer klug diversifiziert, kann in diesem Umfeld Vermögen aufbauen, das in klassischen Wachstumsphasen kaum erreichbar wäre.
Gold, Silber, Rohstoff- und Energieunternehmen könnten dabei zu den größten Profiteuren zählen – insbesondere, wenn politische Unsicherheiten unter einer Trump-Regierung weiter zunehmen.
Oder anders gesagt:
Die Märkte stehen vor einem gewaltigen Zykluswechsel – und wer sich früh positioniert, kann massiv profitieren.























