Goldherz Report Ausgabe 40/2018 – Donnerstag, 11. Oktober, 2018
Liebe Leserinnen und Leser,
sind wir vielleicht schon im Panikmodus? Ganz so abwegig ist das nicht.
Darum habe ich den heutigen Goldherz Report in den frühen Morgenstunden noch einmal komplett umgestellt. Eigentlich wollte ich Ihnen über einen spannenden Rohstoff schreiben, der in den nächsten Jahren starke Renditen verspricht.
Doch die Ereignisse an der Wallstreet überschlagen sich stündlich, so dass ich Ihnen noch wichtigere Dinge mitteilen möchte.
Gelber Alarm an den Weltbörsen
Am gestrigen Handelstag verlor der Dow Jones Industrial Index über -800 Punkte. Zeitweise waren die Futures mit über -1.000 Punkten im Minus. Der Nikkei 225 ging heute früh mit -900 Punkten Minus aus dem Handel. Prozentual verloren alle großen Indizes in wenigen Stunden -5%.
Kennen Sie noch das alte Raumschiff Enterprise? Mit dem legendären Captain Kirk? Dort wurde, wenn es brenzlig wurde, der Gelbe Alarm aktiviert. Es handelt sich um die zweithöchste Alarmstufe auf der Enterprise.
Angesichts der Börsenentwicklung in nur 3 (!) Handelstagen seit dem 3. Oktober: NASDAQ 100 -10% und dem Russell 2000 (US Small Caps) -8%, halte ich es für vernünftig, die Warnstufe auszulösen.
Die Vorboten waren lange, lange im Voraus erkennbar. In der letzten Wochenausgabe habe ich Sie bereits über die hohe Gefahrenstufe informiert. Wie Sie aus vergangenen Goldherz Ausgaben wissen, befindet sich meine Börsenampel schon längst auf Rot.
In einer wirklich extremen Situation würde ich sogar den Roten Alarm geben. Dieser Alarm darf nur selten aktiviert werden und zwar nur in äußersten Notfällen. Soweit sind wir noch nicht. Denn der größte Kapitalmarkt – der Anleihemarkt – verhält sich noch besonnen.
Eigentlich stimme ich US-Präsident Trump nur ungern zu, denn er spielt bezüglich China mit einem gefährlichen Gegner. China hat in den letzten Monaten seine Währung um 10% abgewertet auf das gleiche Niveau, das 2014-2016 die letzte Schwächephase an den Weltbörsen begleitete. Aber Trump sagte vor wenigen Stunden den klugen Satz: “Die Fed ist verrückt geworden“.
Dem kann ich nur zustimmen und schreibe Ihnen gleich warum.
Egal was die Theorie-Heinis bei der Notenbank glauben: Wenn die Zinsen jetzt weiter erhöht werden, dann riskiert sie einen Börsenkrach.
Denn mit höheren Zinsen, das hatte ich Ihnen auch zum Jahresanfang schon geschrieben, sind Stände von über 2.000 Punkten im S&P 500, über 20.000 im Dow Jones und über 8.000 im DAX nicht zu rechtfertigen.
In diesen Zeiten wird Gold trotz der langweiligen Entwicklung plötzlich zum Stabilitätsanker.
Goldener Alarm auf dem Raumschiff Goldherz
Quelle: Stockcharts.com
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Aber ich möchte Ihnen mein wichtigstes Börsensignal nicht vorenthalten: Die Börsenampel. Eigentlich bekommen nur PLUS-Leser dieses Bonbon regelmäßig auf wöchentlicher Basis. Aber ich möchte nicht, dass Sie an der Börse Verluste erleiden und finde es ist nur gerecht, Sie in unregelmäßigen Abständen über das aktuelle Signal der Ampel zu informieren.
Die Börsenampel ist mein selbst entwickeltes Handelssystem, das mich seit vielen Jahren begleitet und liefert entweder eindeutige bullische oder bärische Signale. Ende Januar zeigte sie erstmals nach einer längeren Grünphase wieder eine gelbrote Phase, die kurze Zeit später von einem Rotlicht gefolgt war.
Die technische Analyse liefert zwar immer wieder mal ein Fehlsignal. Doch im Zusammenwirken der technischen und fundamentalen Faktoren hat mir dieses System seit 1999 NIE ein Fehlsignal geliefert. Ich selbst nutze es seit 2006 für meine Börsengeschäfte. Darum habe ich auch in der Finanzkrise 2008 Gewinne erzielt.
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Weiter steigende Zinsen wären jetzt pures Gift für die Börsen
Die Zinsen mit kurzen Laufzeiten steigen zwar kontinuierlich auf ein neues 7-Jahreshoch und könnten beim einen oder anderen Schuldner schon jetzt am Schuh drücken, was natürlich panikartige Schreie fabriziert.
Doch US-Notenbankchef Powell hat natürlich noch die Zügel in der Hand und ein Ass im Ärmel. Denn so wie er die Zinsen hochschraubt, kann und sollte er damit jetzt sofort aufhören und der Börse signalisieren, dass er auf alle Daten achtet. Yellen hatte das jedenfalls immer gemacht.
Aber es ist auch kein Geheimnis, dass viele US-Notenbankchefs in ihren ersten Amtshandlungen die Zinsen erhöhen, um sich danach als “großer Retter” der Märkte aufzuspielen.
Hier laufen psychologische Prozesse ab, die nur schwer kalkulierbar sind.
Denn Powell müsste sich dann alsbald von seiner erst voriger Woche gemachten Aussage distanzieren, die einen weiteren Zinsanstieg nahelegen. Das ist insofern ein Dilemma, weil er jetzt dafür noch keine “harten Daten” in der Hand hat, die das rechtfertigen würden.
Wir können auch sagen, jedes Mal, wenn die US-Notenbank in den letzten 20 Jahren die Zinsen, in der letzten Phase eines Aufschwungs nur leicht anhob wie zwischen 1998-2000 inmitten der NASDAQ-Blase sowie von 2005-2007 kurz vor dem Ausbruch der Hypothekenkrise, waren das die Vorboten einer größeren Krise. Logisch, denn irgendwann schlagen die höheren Zinsen auf die Verbraucherausgaben durch, dem Antriebsmotor der Wallstreet schlechthin.
10-jährige US-Zinsen: Wann fahren wir an die Wand?
Quelle: Stockcharts.com
Anleger machen dabei oft den Fehler und vergleichen die vergangenen Zinsen mit den aktuellen und wiegen sich in Sicherheit. Nach dem Motto: “Erst über 5% Zinsen droht wirklich Gefahr“. Dabei blenden sie aus, dass der nominale Schuldenberg heute viel größer ist als beim Ausbruch früherer Krisen zur Jahrtausendwende oder 2007.
In diesem Jahr werden die US-Verbraucherkredite auf über 4 Billionen US$ steigen, ein Rekordwert. Die Zinsen sind 1/3 niedriger als vor dem Ausbruch der letzten Krise, als bei rund 2,8 Billionen US$ Schluss war. Bleiben die Zinsen gleich, dann wäre rechnerisch Luft bis auf ein Schuldenniveau von exakt 4 Billionen US$. Per August standen die Verbraucherkredite in den USA bei 3,915 Billionen US$ laut dieser Statistik der Fed. Na, da haben wir ja gerade noch mal Glück gehabt …
ABER wenn die Zinsen über 3,35% steigen, dann befinden wir uns bei den Zinsbelastungen der Verbraucher praktisch über Nacht auf dem selben kritischen Niveau wie am Vorabend der Finanzkrise 2008.
Mit anderen Worten: Zinsen von 3,5% oder gar 4% sind für US-Verbraucher praktisch nicht längerfristig hinnehmbar und könnten wie durch einen Funken ausgelöst zur Explosion führen.
Ich glaube, das ist es, was den Markt zurzeit am meisten beunruhigt.
Konsumkredite auf dem Weg zur 4-Billionen-Dollar-Marke
Quelle: Lendingtree.com
Konsumkredite als Anteil am Einkommen auf Rekordniveau
Quelle: Lendingtree.com
Aber nicht nur die US-Verbraucher halten zurzeit ein ungesundes Schuldenniveau, auch die US-Unternehmen sind zumindest in einigen Sektoren stark überschuldet. Den Druck erkennen Sie an den Schrottanleihen.
Hochprozentige Unternehmensanleihen (Schrottanleihen) wurden in der letzten Woche verkauft
Investoren zogen in den letzten Handelstagen 5,4 Mrd. US$ an Bargeld aus hochverzinslichen Anleihefonds heraus, schrieb JPMorgan. Das ist der größte Abfluss seit Februar, als 6,3 Mrd. US$ abgezogen wurden, dem zweithöchsten Ausverkauf in der Geschichte.
Immer wenn Hochzinsanleihen fallen, löst das Turbulenzen an den Börsen aus
Quelle: Stockcharts.com
Doch die Differenzen zwischen den verschiedenen Laufzeiten und Qualitäten, die sogenannten “Spreads” sind bisher noch einigermaßen entspannt.
Vor allem die Zinsen bei Unternehmensanleihen niedrigster Qualitätsstufe (CCC) notieren noch immer stabil bei 10%.
Wenn sich hier ein Anstieg zeigt, der über Nacht kommt und die Anleger völlig unvorbereitet treffen würde, dann würde der größte Antriebsmotor der Börse ins Stottern kommen. Denn schließlich waren es die rekordhohen Anleihenemissionen, die für Aktienrückkäufe verwendet wurden und für den Großteil der Nettogeldzuflüsse an den US-Aktienmarkt sorgten.
Schrottanleihen noch immer mit Tiefstzinsen
Quelle: Stockcharts.com
10% hört sich eigentlich nach sehr hohen Zinsen an. Sie dürfen aber nicht vergessen, dass hier die subjektive Wahrnehmung vielleicht trügt.
Historisch weisen diese Anleihen eine durchschnittliche Ausfallrate von 4,2% auf. Diesen Sicherheitsabstand zu den qualitativ besten Anleihen muss der Markt kompensieren. Zinsen von 10% bedeuten also, dass langfristig davon höchstens knapp 6% übrig bleiben und ob das ein fairer Ausgleich für das Risiko der höchstverschuldeten Unternehmen in der Geschichte der Menschheit ist, möchte ich bezweifeln.
Im Schnitt liegen die Schulden (Nettoschulden)/Gewinnkennzahlen (EBITDA) bei “Schrottschuldnern” bei 7,6, wenn sie überhaupt Gewinne machen.
Zum Vergleich: Die Senior-Goldminenkonzerne im Philadelphia Gold and Silver Index (New York:XAU) haben selbst nach jahrelanger Goldpreisstagnation und Restrukturierungen nur ein Schulden/Gewinnverhältnis von 1,5.
Goldminenaktien sind also fünfmal geringer verschuldet als viele hochgejubelte US-Aktien.
Hergott hilf! Was kommt da auf uns zu?
In den Jahren 1991, 2001 und 2009 schnellten die Ausfallraten jeweils auf 11% hoch, so dass die Verzinsung der CCC-Anleihen deutlich über 20% hochschnellte.
Denn Sie dürfen nicht vergessen, wenn die Ausfallrate im Durchschnitt niedrig ist, nützt Ihnen das wenig, wenn im Krisenfall jeder 10. Schuldner seine Anleihen nicht oder nur teilweise zurückzahlen kann. Denn Gläubiger können nicht einfach wie bei einer Aktie in neue Anleihen umschichten.
Eigentlich ist es üblich, dass bei der Vergabe von Krediten Schutzklauseln abgeschlossen wurden, die beim Verletzen vorbestimmter Kriterien, die eine Rückzahlungsfähigkeit erschweren, vorzeitig zur Fälligkeit führten, so genannte Covenants.
Doch der Renditehunger hat dazu geführt, dass Anleihekäufer immer öfter auf diese Klauseln verzichten oder nur lasche Vereinbarungen ihrer Kredite verlangen. Das wird dazu führen, dass die Ausfallraten in der nächsten Krise deutlich höher ausfallen werden als in den vergangenen Krisen. Besonders ist davon der Markt für “Leveraged Buy Outs” (LBO), der Markt für kreditfinanzierte Übernahmen, betroffen.
Anteil der Kredite ohne Schutzklauseln im LBO Markt
Quelle: Wolfstreet.com
Kaufen Sie Gold und Silber statt Schulden
Ein Indikator für den herannahenden Tsunami im Schrottanleihemarkt und zur Verdeutlichung der Sicherheit, die Ihnen Edelmetalle bieten, ist zum Beispiel das Konsumunternehmen Sears. Laut CNN steht dieser US-Einzelhandelskonzern, zu dem auch die Supermarktkette KMart gehört, nur noch wenige Tage vor der Pleite.
Im Frühsommer mussten Sie nur 5 Sears-Aktien für 1 Unze Silber auf den Tisch legen. Heute müssen Sie schon 29 Aktien für eine läppische Silberunze berappen.
Das sind alles nur die ersten Vorboten der Krise.
Aber Sie sollten damit rechnen, dass diese JETZT den Anfang nimmt.
Der Silberpreis in Sears-Aktien explodiert
Quelle: Stockcharts.com
OK, das war ein weiteres Amazon-Opfer, doch oft reicht ein Funke, um eine Explosion auszulösen.
Schrottanleihen gibt es auch von bekannten Tech-Aktien
Selbst die übermächtigen Tech-Innovatoren könnten vor Problemen stehen.
Uber ist ein solches Unternehmen, das von der Presse hochgelobt wird, aber bisher noch keinen einzigen Cent verdiente, sondern massig Kapital (10 Mrd. US$) vernichtet hat.
Uber betrat in dieser Woche erstmals den Schrottanleihemarkt mit einer 1,5 Mrd. US$ Emission (FT.com). 1 Mrd. US$ davon werden mit einer Laufzeit von 8 Jahren und 8% Zinskupon platziert.
Das hört sich ja ganz toll an. Immerhin entwickelt Uber eine “disruptive Technologie”, die das Taxigewerbe weltweit auf den Kopf stellt so wie AirBnB das Hotelgewerbe umdreht.
Uber hat die letzten Jahre vor allem rote Zahlen aufgetürmt. 2017: -4,5 Mrd. US$, 2016: -2,8 Mrd. US$.
Softbank aus Japan, die Uber zuletzt mit 9 Mrd. US$ aushalf, steckt leider selbst in einem Schuldentümpel von 170 Mrd. US$. Dort werden Anleiheinvestoren auch schon langsam nervös. Vor allem bei den Übernahmen könnte sich Softbank überhoben haben, zumal der Konzern alle vier Tage eine neue Transaktion abschließt.
Softbank-Aktie im Sturzflug
Quelle: Stockcharts.com
Die Zukunftsperspektiven vieler Techs bewerte ich positiv. Nur sind viele Geschäftsmodelle einfach nicht durchhaltbar, wenn sie auf Pump finanziert sind. Denn gerade das, was Risikokapital ausmacht, die zinsfreie Bereitstellung von Wachstumskapital, wird durch Schrottanleihen ad absurdum geführt. So habe ich höchste Zweifel, dass Anleihenbesitzer still bleiben und warten, bis die Geschäfte profitabel sind.
Wenn Sie nachvollziehen möchten, warum ich lieber Aktien von Minenunternehmen sowie physisches Gold & Silber halte und zuletzt meine Kernpositionen aufgestockt habe, verweise ich auf einen wegweisenden Artikel in Report #16/2017 von April 2017.
Damals machte ich darauf aufmerksam, dass JPMorgan Chase einer der größten Käufer von Schrottanleihen wurde und ihr Kaufvolumen verdreifachte, während man gleichzeitig Silber an der COMEX leerverkaufte, aber gleichzeitig enorme Silberbestände (physisch) aufbaute.
Schauen wir einmal, wo JPMorgan mit seiner Silberposition steht
Quelle: Goldchartsrus.com
Es ist schon mehr als auffällig, wie der Silbermarkt in der Hand von JP Morgan ist. Es werden diesbezüglich und berechtigterweise immer wieder Manipulationsvorwürfe laut, denn in den letzten Monaten wurden wieder rekordhohe Silber-Shortpositionen eingegangen, die den Preis am Ausbruch über 20 US$ hinderten und ihn zuletzt auf 14 US$ drückten.
Allein 2018 hat sich das Netto-Leerverkaufsniveau der Geldverwalter im Silber verzehnfacht. Es gibt fundamental eigentlich keinen einzigen Grund, um derart viel Silber leerzuverkaufen, nahe an Mehrjahrestiefs, bei sinkender Weltproduktion und einem rekordhohen Gold-Silberpreisverhältnis von >80.
Silber-Leerverkäufe der Vermögensverwalter
Quelle: YCharts.com
Im Frühjahr 2016 wurden diese Short-Positionen auf wesentlich niedrigerem Niveau glatt gestellt und führten zu einer Silber-Rally von +50%, während die Aktie von First Majestic Silver, dem weltweit größten Primärsilberproduzenten, +450% stiegen.
Silber Rückblick: Shorteindeckungs-Rally 2016
Quelle: Stockcharts.com
Wir werden zwischen 2019 und 2020 erneut Zeuge einer ähnlich spektakulären Aufwärtsbewegung beim Silber. Egal ob der Preis noch einmal ein Tief von 10-12 US$ testet, was ich nicht ausschließen will, besteht hier explosives Kurspotenzial und ein geradezu traumhaftes Chance-/Risikoverhältnis.
Bis nächste Woche!
Es grüßt Sie Ihr,
Chefredakteur Goldherz Report
Der nächste Goldherz Live-Chat Termin:
Zur nächsten Goldherz Sprechstunde begrüße ich Sie am Montag, den 16. Oktober, ab 18:00 Uhr im sharedeals.de Live-Chat!
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