Ausgabe 4/2022 – Rohstoffe: Ein neuer Supertrend für magere Börsenjahre

wir haben ein historisches Phänomen, das von Anlegern immer noch grotesk unterschätzt wird, weil sie es in ihren Lebzeiten noch nie in dem Ausmaß erlebten wie heute: die Inflation. Diese ist laut dem Nobelpreisträger für Wirtschaft von 1976 ein primär monetäres Phänomen.

Michael Cuggino, Präsident der Permanent Portfolio Family of Funds in San Francisco, der ein Viertel seiner Bestände in Edelmetallen hält, ist der gleichen Ansicht wie ich, dass die Inflation in erster Linie ein Problem der Geldschöpfung ist und betont darum:

„Wir meinen, dass Gold aufgrund der in den letzten Jahren geschaffenen Liquidität, in Zukunft höhere Höchst- und Tiefststände erreichen wird.”

Anleger sind also weiterhin gut beraten, einen Teil ihres Depots in Gold zu halten.

Das auf Institutionelle Anleger spezialisierte Analystenhaus GaveKal Research hat die Historie der letzten 100 Jahre analysiert und festgestellt, dass wir uns in einer inflationären Phase befinden.

Charles Gave gibt Anlegern in seinem am 13. Januar veröffentlichten Report folgenden Rat: 

„Da wir uns seit April 2021 in einer Phase beschleunigter Inflation befinden, sollten Anleger mehr auf Knappheit basierende Vermögenswerte wie Gold, Silber und Energie einbringen.”

Weltweit vertrauen Hunderte Banken, Investmenthäuser, Vermögensverwalter und Hedgefonds den scharfen Analysen von GaveKal Research und setzen deren Empfehlungen nach und nach in den Kundendepots um. Selbstverständlich werden die bisher stark auf Wachstumsaktien und Momentum ausgerichteten Anlage-Strategien bei den großen Institutionellen Anlegern nicht von heute auf morgen überworfen, um in Rohstoffe zu investieren, aber bei der aktuell minimalen Gewichtung von Rohstoff-Aktien in den großen Indizes, reicht eine kleine Erhöhung der Rohstoff-Aktienquote schon aus, um die Renditen dieses Sektors anzutreiben.

Christoph Schmidt, der das 20 Milliarden Euro schwere Multi Asset Total Return Team der DWS Group leitet, gehört zu denjenigen, die ebenfalls weiterhin an ihren Goldbeständen festhalten.

Er sagte gegenüber Bloomberg:

„Ich würde nicht erwarten, dass sich unsere Goldposition in absehbarer Zeit ändern wird”, sagte der in Frankfurt ansässige Schmidt, der 8% seiner Fonds in Gold hält.

Er erwartet zudem keine dramatische Veränderung des realen Zinsumfelds.

Börsenlegende Jim Grant, Herausgeber des Grant Interest Rate Observer, sieht die heutige Inflationsphase am Beginn und schreibt:

„Die Inflation, die in den sechziger Jahren begann, schlich sich auf leisen Sohlen an, um das Gedicht “Fog” von Carl Sandburg zu zitieren. Zuerst lag sie bei 3 %, dann bei 4 %, und es schien nicht allzu schlimm zu sein. Aber Ende 1967 sagte der damalige Vorsitzende der Fed, William McChesney Martin, dass es zu spät sei: Das Pferd der Inflation war aus dem Stall.

Heute spricht man über die Inflation der siebziger Jahre, aber wir sollten nicht vergessen, dass sie Mitte der sechziger Jahre auf scheinbar harmlose Weise begann.

Wie heute sagten damals viele, dass ein wenig Inflation wünschenswert sei, weil sie die Räder des Handels schmiert und die Menschen optimistisch in die Zukunft blicken lässt, weil ihre Nominallöhne steigen. Die Inflation kam also ganz sanft und allmählich über die Welt, aber bevor man sich versah, war sie fest verankert.”

Geschichtskunde um eine der ersten Spekulationsblasen

Im vergangenen Jahr wurden Sie Zeuge von teils extremen Exzessen an den Finanzmärkten. Aktien wie Gamestop (New York: GME), der Kinobetreiber AMC (New York: AMC), Peloton (NASDAQ: PTON) und auch Tesla (NASDAQ: TSLA) entfernten sich von rationalen Bewertungsmaßstäben, um nur wenige zu nennen.

So betont der Long-/Short-Hedgefondsmanager Otavio Costa von Crescat Capital, dass der Anteil von nicht profitablen Software-Aktien am Aktienmarkt bis Ende 2021 bei astronomischen 40% lag. Der gesamte Aktienmarkt ist also durch eine Luftblase zusätzlich aufgebläht worden, die nun immer schneller ihre Luft ablässt.

Dazu gesellt sich ein fragwürdiger Handel im Krypto-Universum, mit über 10.000 meist völlig wertlosen elektronischen Münzen, die wie einst Muscheln in der Antike einzigartig sein sollen, aber letztlich doch beliebig häufig auftreten.

Rund um diese Geschehnisse fällt es leicht, sich die Geschichte der Tulpenmanie in den Hinterkopf zu rufen, welche sich im 17. Jahrhundert in den Niederlanden ereignet haben soll. Diese stellt die erste Spekulationsblase in der Geschichte dar, welche letztendlich auch wie ein Luftballon zerplatzte. So sollen damals plötzlich Tulpenzwiebeln als eines der wertvollsten Güter gehandelt worden sein.

Getrieben von der Hoffnung auf immer weiter steigende Preise handelten Spekulanten die Preise für jene Zwiebeln in unsägliche Höhen. Auf dem Höhepunkt der Blase wurde seltenen Exemplaren ein irrationaler Wert von tausenden Gulden oder sogar eines Hauses zugeschrieben.

Historiker zweifeln jedoch, dass sich der Handel so extrem verhalten hat, wie beschrieben. Wahrscheinlich waren die Auswüchse viel geringer, dennoch lässt sich die verrückte Geschichte als Metapher heranziehen.

Alle Jahre wieder

Auch heute kommt es wieder zu schleierhaften Spekulationen auf dem Finanzmarkt. Ein extremes Beispiel stellen die sogenannten NFTs aus dem Kryptosektor dar, wobei kuriose Bilder in Form von Bits und Bytes für schier unglaubliche Preise gehandelt werden. Warum ein teils Millionen hoher Wert aus Nullen und Einsen entsteht, erschließt sich mir nicht.

Bei Hype-Aktien wie Gamestop, welche im vergangenen Jahr um mehrere Hundert Prozent nach oben getrieben wurde, ist der Erfolg meist nur von kurzer Dauer. Am Ende beißen den letzten die Hunde.

Finanzkennziffern scheinen primär im Tech-Sektor auch nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Heute sehen wir an den Börsen den größten prozentualen Anteil an unprofitablen Software-Aktien. Aus den Top 50 der Software-Konzerne mit einer Marktkapitalisierung von über 1 Mrd. US$ an den US-Börsen sind rund 40% nicht profitabel.

Jim Grant sieht heute sogar eine viel größere Blase als damals

“Ich denke, der heutige Zeitgeist ist einzigartig, was die Intensität der Spekulationen und die Höhe der involvierten Dollars, Schweizer Franken, britischen Pfund oder Euros angeht. Auch die Hebelwirkung, die bei diesen Spekulationen eingesetzt wird, ist vielleicht beispiellos. Aber es ist nicht einzigartig in dem Sinne, dass die Menschheit, die menschliche Rasse in ihrer Vergangenheit und Gegenwart in ihrer Gesamtheit, diese Episoden schon einmal durchlebt hat.

Wir haben sie natürlich bei der Tulpenmanie erlebt, bei der großen Spekulation des frühen 18. Jahrhunderts mit der Mississippi Company und dergleichen, und danach bei der Eisenbahnblase.

Spekulative Episoden sind alles andere als beispiellos. Lassen Sie es mich also noch einmal betonen: Was heute einzigartig ist, ist die Intensität, die Menge des Geldes, die Höhe der Hebelwirkung und der monetäre Hintergrund. All diese Dinge sind einmalig.”

Das könnte vor allem bei den angekündigten Zinserhöhungen zu einem Problem werden und zu einer Sektor-Rotation in Value-Werte führen. Möglicherweise ein Vorläufer für einen ausgeprägten Rohstoffzyklus.

Der Elefant im Raum ist die Inflation – in Deutschland fast auf Jahrhunderthoch!

Heute sehen Sie mit 7% Inflation in den USA die höchste Teuerungsrate seit 40 Jahren. Dabei ist die Kerninflation (ohne Nahrungsmittel und Energiepreise) mit 5,5% auf dem höchsten Stand seit 1991. Zu glauben, hohe Energiepreise hätten keine weitere Auswirkung auf die Inflation, gleicht einer Idiotie. Schließlich schlagen sich diese wie eine Kettenreaktion auf die Teuerungsrate durch.

Steigen die Energiepreise, wird jegliches Erzeugnis teurer in seiner Herstellung. Die Preise werden dabei meist an den Endverbraucher weitergegeben. Zu sehen ist dies an den Erzeugerpreisen, welche in den USA um 9,7% höher liegen als im Vorjahr.

Für Deutschland wurden am 20. Januar die Daten für die Erzeugerpreise im Monat Dezember veröffentlicht. Das Statistische Bundesamt meldete:

“Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im Dezember 2021 um 24,2% höher als im Dezember 2020. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, war dies der stärkste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung 1949.”

Auch wenn derzeit einige Zinsschritte im Raum stehen, so scheint ein neuer Zinsanhebungszyklus relativ unwahrscheinlich. Ausgehend von anhaltenden negativen Realzinsen, selbst im Falle einer abschwächenden Inflation im Laufe des Jahres, dürfte sich auch der Goldpreis positiv entfalten.

Banken haben für 2022 einheitlich einen schwächeren Goldpreis prognostiziert – das Sentiment ist angeschlagen.

Operative starke Goldproduzenten sind jedoch eklatant unterbewertet – für antizyklische Anleger ein gefundenes Fressen.


Erfolgreich in Rohstoff-Aktien investieren

Die Umstellung der Welt auf saubere Energie und die wachsende Vorliebe der Investoren für Unternehmen, die bei ESG-Maßnahmen (kurz für Umweltschutz, Soziales und Unternehmensführung) gut abschneiden, verknappen das Angebot von Energie wie Rohöl, Erdgas sowie Uran.

Investoren setzen traditionelle Energieunternehmen unter Druck und fordern weniger in neue Ölquellen und Projekte für fossile Brennstoffe zu investieren und stattdessen die Rekord-Gewinne zum Rückkauf eigener Aktien und zur Zahlung höherer Dividenden zu verwenden.

Zwar begünstigen die langfristigen Investitionsaussichten vor allem umweltfreundliche Energieunternehmen, aber Aktien von Öl- und Gasunternehmen entwickeln sich in Zeiten wie jetzt äußerst positiv, in denen die Preise für Rohöl und Erdgas steigen und die Nachfrage das Angebot übersteigt.

Die Analysten für den Energiesektor bei Bank of America sagen, dass Rohöl in diesem Winter die Marke von 100 US$ pro Barrel überschreiten könnte, wenn die Temperaturen sinken.

2022 erwarten Analysten im Energiesektor einen rekordverdächtigen Gewinnzuwachs

Laut Earnings Tracker erwarten Analysten für 2022 ein Gewinnwachstum von +30% für Energieunternehmen im Vergleich zum Vorjahr und damit einen höheren Anstieg als das Gewinnwachstum des breiten Marktes, das mit +7,5% erwartet wird.

Meine Top-Öl-Aktie für 2022 weist für dieses Jahr eine erwartete Dividendenrendite zwischen 21% (Konsens der Analysten) und bis zu 36% (beste Schätzung) auf.

Analystenschätzungen für mein Top-Öl-Investment 2022:

Gewinnschätzungen pro Aktie steigen und steigen…

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Der beginnende Frühling der Rohstoffe

Mit dem Paradebeispiel von der Tulpenmanie will ich keinesfalls einen Börsencrash heraufbeschwören.

Mehr möchte ich in der Quintessenz darauf hinweisen, dass es nach Übertreibungen oft zu einer Besinnung auf reale Werte kommt. Allen voran sind es Rohstoffe, welche in Zeiten der Energiewende zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Die jahrelange Unterinvestition in den Sektor sorgt schon jetzt für Preisspannungen. Produzenten sind gewiss nicht für einen drastischen Ansturm gewappnet und die schwierige Finanzierung wie auch Entwicklung der Projekte machen neue Rohstoffquellen zu einem langwierigen Prozess. Bereits gegen Ende der Dekade  sind enorme Versorgungslücken absehbar.

Die Welt benötigt sie alle: Öl, Gas, Kupfer, Eisen, Lithium, Silber und viele weitere. Auf jenen Rohstoffen basiert aller Fortschritt und Reichtum der modernen Welt. Wenn die Kosten für die Erschließung weiter steigen, werden auch immer höhere Rohstoffpreise für die Produktion nötig sein.

Investitionen in aussichtsreiche Produzenten bleiben besonders attraktiv, um von einem Hebel auf die jeweiligen Rohstoffe zu profitieren.

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, Ihrem Depot Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Brennstoffe hinzuzufügen, können Sie den Energy Select Sector SPDR ETF (New York: XLE, Kurs: 65 US$) mit einer sehr geringen  Verwaltungsgebühr von nur 0,12 % kaufen und taktisch klug diversifiziert in die Titel von Ölgiganten wie Exxon Mobil (New York: XOM), sowie Unternehmen mit Gas- und Ölreserven wie EOG
Resources (New York: EOG) sowie das Öldienstleistungsunternehmen Schlumberger (New York: SLB) investieren.

In den letzten 12 Monaten erreichte der Energy Select Sector SPDR ETF eine Rendite von +62%:


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